Bezahlung per WhatsApp
Bezahlen per Nachricht…
WhatsApp Pay verspricht den Geldtransfer so einfach zu machen wie das senden einer Text-Nachricht - zumindestens im Testmarkt Brasilien.
WhatsApp dürfte den meisten Kunden in der Schweiz ein Begriff sein - über 6.5 Millionen User* in der Schweiz nutzen auf einer regelmässigen Basis den Messaging-Dienst von Facebook. Weltweit sind es gemäss Angaben von Facebook bereits über 2 Milliarden Personen.
WhatsApp ist 2009 erschienen und wurde 2014 von Facebook gekauft. Der Messaging-Dienst kann neben Nachrichten auch Bilder, Videos, Standortinformationen (auch live) oder Ton-Nachrichten versenden. Seit 2018 können Pilot-Benutzer in Indien auch Geld per WhatsApp versenden - an andere WhatsApp Nutzer oder an andere Teilnehmer des Zahl-Netzwerks (per QR-Code oder ID). Bis jetzt konnte Facebook den Zahldienst in Indien nicht lancieren, da einzelne regulatorische Anforderungen noch nicht eingehalten werden. Gemäss verschiedenen News Portalen** soll es aber bald so weit sein. Der ursprüngliche Plan den Piloten von 1 auf 10 Millionen User per Anfang 2020 zu erweitern scheint noch nicht geklappt zu haben.
Wie funktioniert WhatsApp Pay in Indien?
In Indien nutzt WhatsApp das Unified Payments Interface (UPI) um Geld an die Nutzer versenden zu können. UPI wurde in Indien entwickelt, 2016 lanciert und ist durch die Reserve Bank of India reguliert. Transfers zwischen Bank Konten sind unmittelbar. Anfang 2019 waren rund 140 Banken an das Netzwerk angeschlossen und monatlich werden knapp 800 Millionen Transaktionen getätigt mit einer Gesamtsumme von rund USD 19 Milliarden. Aktuell ist UPI nur in Indien verfügbar, es laufen angeblich Diskussionen den Service auf Länder wie Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate auszuweiten, primär getrieben durch den dort hohen Anteil an indischen Emigranten.
News: WhatsApp Pay lanciert in Brasilien
Die grosse News diese Tage: WhatsApp lanciert seinen Bezahldienst in Brasilien. In der Pressemitteilung von WhatsApp wird der Dienst für Personen und kleinere Firmen vorgestellt. Damit ist das Bezahlen in einem Shop wie auch das senden von Geld an Freunde so einfach wie das Senden einer Nachricht - zumindest dies das Versprechen von WhatsApp. Die Transaktionen werden durch eine PIN oder Fingerprint geschützt und unterstützen Debit- und Kreditkarten gewisser Banken.
Der Transfer von Geld zwischen Privaten Usern ist kostenlos. Bei der Bezahlung eines Händlers wird dem Händler eine gewisse Gebühr (aktuell 3.99%) in Rechnung gestellt.
Die Technologie: Facebook Pay
Für die Technologie hinter WhatsApp Pay wird Facebook Pay genannt. Facebook Pay ist offenbar in vielen Ländern als Teil von Facebook bereits verfügbar, so gemäss Facebook-Webseite auch in der Schweiz. Brasilien ist der erste Markt in welchem WhatsApp zum Geldtransfer unterstützt wird.
Facebook Pay nutzt für das Funding PayPal oder eine Kreditkarte (Visa, MC, Amex oder Discover). Es scheint als würde Facebook Pay (analog zB PayPal) als Aggregator agieren. Der Händler muss selber keinen Vertrag mit einem Kreditkarten-Acquirer haben. Eine Registration mit den Details zum Geschäft sowie zur Bank-Verbindung genügen um Zahlungen per Facebook Pay akzeptieren zu können.
Facebook scheint sich vor allem auf die Schnittstelle zum Kunden zu fokussieren und verwendet im Hintergrund technisch die bestehenden und etablierten Mechanismen aus dem Kartengeschäft.
Revolution?
Bezahlungen per Messenger sind nichts Neues: WeChat, Hike aber auch andere “Messenger Lösungen” haben Zahl-Features seit geraumer Zeit “im Portfolio”. In China zB ist das Versenden und Bezahlen per “Messenger” ein fest verankerter Bestandteil. In den USA, UK und Frankreich ist Facebook Pay innerhalb des Facebook Messenger bereits verfügbar um Geld von Privatperson zu Privatperson versenden (oder einfordern) zu können.
Ist Facebook “zur spät zur Party”? Hat es beim Kunden für einen weiteren Player noch Platz bzw. besteht ein noch ungesättigtes Kundenbedürfnis?
Die Zeit wird es zeigen. Revolutionär ist die Einführung von WhatsApp Pay in Brasilien nicht, dennoch ist es sehr spannend die Entwicklung zu verfolgen. Auch Facebook Pay ist nichts Neues. Facebook als Konzern verfügt jedoch über eine spannende Palette an Applikationen und sozialen Netzwerken über welche grosser Einfluss genommen werden kann. Ist Facebook Pay einmal eingerichtet ist Bezahlen als Funktion unmittelbar im ganzen Fecebook-Universum verfügbar. Das einmal hinterlegte Zahlungsmittel wird zur Nebensache, Zahlen als Vorgang so einfach und barrierefrei wie nur möglich. Vielleicht doch ein Kundenbedürfnis?
* Quelle statista.com - Führende Social-Media-Kanäle in der Schweiz nach Anzahl der aktiven Nutzer im Jahr 2018
** The Economic Times: WhatsApp Pay to comply with all rules in India by May