Erfahrungen aus dem Online dozieren
Regelmässig habe ich das Vergnügen an der ZHAW oder HSLU zum Thema “Agile Transformation” unterrichten zu dürfen. Normalerweise im Rahmen einer Vorlesung über ein paar Stunden bis mehrere Tage (je nach Lehrgang), jedoch immer als Präsenzvorlesung.
Dieser Frühling sollte anders werden. Die Corona Pandemie hatte die Schweiz fest im Griff und wir mussten relativ kurzfristig auf Online Kurse und Online Teaching umsatteln. Aber was bedeutet dies? Wie müssen oder sollten die Vorlesungen angepasst werden und welche Tools eignen sich für das entsprechende Format?
Anbei ein paar Tipps und Erfahrungen aus zwei Modulen von je mehreren Stunden an den beiden Hochschulen:
Pausen: Zuhören über den Computer ist anstrengend. Es verlangt eine erhöhte Konzentration der Studenten und der Dozierenden. Die Chance von Ablenkungen gerade bei den Studenten sind deutlich höher. Entsprechend wichtig sind regelmässige Pausen, am Besten sogar planbar und dann auch eingehalten.
Tools: Meiner Erfahrung nach eignet sich Zoom für eine “Online Vorlesung” sehr gut. Verschiedene Features wie Break-Out Rooms, Umfragen, “Hands Up” aber auch gute Video Qualität vereinfachen den “Unterricht” und erlauben ein relativ hohes Level an Interaktivität. Das Tool sollte vor der ersten Verwendung kurz studiert werden. Je nach Einsatz der Features und Möglichkeiten nicht immer trivial.
Video: Der Einsatz von Video ist ein riesen Plus. Ich durfte in den verschiedenen Sessions als Dozent unterschiedliche Modelle kennen lernen. An der einen Hochschule wurde den Studenten von der Verwendung des Live Videos abgeraten; an der anderen Hochschule wurde die “andere Philosophie” angewendet. Für mich als Dozenten sind die Video ein klarer “Winner”. Die Gesichter der Studenten sehen zu können, auf einzelne Reaktionen reagieren zu können oder aber auch Eindrücke zu sammeln ist ein riesen Pluspunkt. Es ist unglaublich schwierig in eine “unbekannte Masse an Nicknames” zu unterrichten. Da stellt sich immer mal wieder die Frage “wer ist überhaupt echt da”, “wie kommt es an” oder “werde ich gehört”?
Interaktivität: Gearde im Online-Modus ist es teils schwierig die Studenten zu aktivieren und auf die Reise mitzunehmen bzw. einzelne im Verlaufe von mehreren Stunden zu verlieren. Ein gewisses Mass an Interaktivität ist da sehr hilfreich. Moderene Tools unterstützen da zB auch mit Umfragen oder Breakout Rooms (erneut verweise ich gerne auf Zoom an dieser Stelle). Gerade Umfragen sind eine einfache Variante um Studenten zur “aktiven Teilnahme” zu motivieren und können teils Wunder bewirken. Probiert es aus, nicht zuletzt ist es auch als Dozent sehr spannend die Resultate auswerten zu dürfen.
Chat: Vermutlich eines der grossen Pluspunkte aus dem Online Teaching - der Chat. Es ist nicht jedermanns Sache eine Frage verbal zu formulieren. Einige Studenten ziehen den Chat vor. Über den Online Kanal können Fragen auf verschiedene Weise aufgenommen werden je nach Vorliebe des Studenten. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht und die Vorlesungen haben “an Wert bzw. Interaktion” auch teils Dank der Chat Funktion gewonnen.
All-in-all eine super Erfahrung. Gerade für sehr kurze Vorlesungsblöcke (mit teils grösserem Anreise-Aufwand) durchaus ein Modell, welches sich auch nach Corona in gewissen Situation zielgerichtet einsetzen lässt.