Arbeiten nach der Pandemie und der Mangel an Fachkräften

 

Vor rund einem Jahr schrieb ich ein paar Gedanken zum Thema «Zukünftiges Arbeiten» nieder. Nun 12 Monate später sind viele der Überlegungen weiterhin sehr aktuell und gleichzeitig verschärft sich die Situation in verschiedenen Bereichen aufgrund des akuten Fachkräftemangels. Interessanterweise haben wir in der Schweiz im Sommer 2022 mehr offene Stellen als Arbeitslose.

Nach der Pandemie ist nach wie vor eines der grossen Themen die Arbeitsart oder vielmehr der Arbeitsort. Remote Office erhitzt die Gemüter und es werden verschiedene Modelle geprüft und getestet. Dabei ist nicht zu vergessen, dass nur ein Teil der Arbeitsbevölkerung überhaupt die Möglichkeit hat von «anderswo» zu arbeiten – für die Überlegungen hier werde ich mich auf diesen Teil fokussieren.

In den USA haben grosse Tech-Giganten wie Google und Apple die Mitarbeiter nach der Pandemie in die Büros «zurück beordert» - und mussten teilweise aufgrund des Drucks der Mitarbeiter auch wieder zurückkrebsen. Auch in der Schweiz gab es spannende Entwicklungen. Eine Firma im Finanzsektor auf dem Platz Zürich hat nach der Pandemie alle ins Büro zurück geholt, musste auf Druck der Mitarbeiter einen Tag Remote Office und später zwei Tage Remote Office pro Woche ermöglichen. Andere wiederum zeigen sich sehr flexibel und lassen den Mitarbeiter oder das Team entscheiden.

Wir sollten heute davon ausgehen, dass Fachkräfte Mangelware bleiben oder aber sich dies noch verstärkt. Der Druck auf den Arbeitgeber dem Arbeitnehmer erhöhte Flexibilitäten zu bieten wird weiter wachsen – und da gehören u.a. auch Remote Office und flexible Arbeitszeiten dazu. Erste Experten prophezeien sogar einen Wechsel vom früheren Model «Freizeit wird um die Arbeit geplant» zu «Arbeit wird um die Freizeit geplant». Gerade auch die Millennials sind gemäss Experten nicht bereit alles dem Berufsleben unterzuordnen.

Ich persönlich bin überzeugt, dass Remote Office grosse Vorteile bietet – aber auch Risiken. Nur für wenige Firmen wird sich ein «all Remote Office» bewähren. Für die meisten dürften sich hybride Modelle etablieren. Aktuell zeigt sich, dass dies gar nicht so einfach ist. Es braucht klare Vorgaben – nicht unbedingt auf Firmenstufe, aber mindestens auf Stufe Team. Und diese Vorgaben müssen eingefordert werden, ansonsten wir Zusammenarbeit und Kultur zur Makulatur. So können fixe Bürotage oder Remote Office Tage für konzentriertes Arbeiten durchaus helfen. Es muss überlegt werden, welche Formen sich für welche Arbeitsinhalte am besten eignen – interaktives, kreatives Zusammenarbeiten funktioniert meist vor Ort am besten, während konzentriertes Arbeiten aus dem Home-Office den meisten Mitarbeitern einfacher fällt. Wenn alle im Grossraumbüro am Telefon hangen, ist vermutlich etwas schiefgelaufen; vor Ort sollte die Kollaboration im Vordergrund stehen.

So bin auch ich heute für mich selbst aber auch zusammen mit dem Team und Umfeld am Experimentieren. Reines Informations-Sharing (z.B. monatliches Team-Meeting mit Updates) funktioniert ganz gut per Call (auch wenn die Interaktionen deutlich kleiner ausfallen). Workshops in einem Online oder noch schlimmer hybriden Modus bin ich überhaupt kein Fan bzw. machte noch wenig gute Erfahrungen. Da schätze ich den persönlichen Austausch und das Arbeiten am Whiteboard zu sehr und bin immer wieder positiv überrascht über die Qualität der Ergebnisse aus intensiven Workshops.

Wie können wir in Zukunft die grösstmögliche Flexibilität bieten, während die Qualität der Interaktionen und die Firmenkultur nicht zu kurz kommen?

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