Projekt- und Produkt-Denken

 

Seit einiger Zeit versuchen wir unsere Software-Entwicklung bzw. eher die Produkte-Entwicklung von einem Projekt-Denken auf ein Produkt-Denken umzustellen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen wie sich zeigen soll… doch beginnen wir etwas weiter Vorne.

Projekt Denken

Das Projekt Denken ist sehr stark in uns verankert. Die meisten Mitarbeiter und Manager haben Jahre in diesem Modus gearbeitet und deren Prinzipien verinnerlicht. Wir Menschen funktionieren generell gern nach Projekt Denken - rund um Dinge, welche getan werden müssen. In einer bestimmten Sequenz mit möglichen Abhängigkeiten. Der Fokus dabei ist immer auf das “Liefern” (z.B. von Software, einem Haus oder einem Auto). Basierend auf dem Fokus auf “liefern” ist die Messung eigentlich immer Zeitachse (und Budget). Wichtig immer auch wie genau/präzise dem Plan gefolgt werden kann und genau “das Bestellte” (nach Spezifikation) geliefert werden kann.

Produkte Denken

Das Produkte-Denken verfolgt fundamental andere Muster: Es geht nicht um die “Lieferung” sondern vielmehr um den Outcome bzw. das Resultat. Dies ist eine fundamental andere Sichtweise in welcher es nicht um eine Roadmap und Milestones geht sondern vielmehr um zu erreichende Ziele und “jobs to be done”. Basierend darauf ist es auch viel schwieriger spezifische Zeitachsen im Vorfeld zu definieren - oft wissen wir beim Start noch nicht mal ob wir das Ziel (oder alle Aspekte daraus) erreichen werden.

Gerade diese Tatsache macht es für viele schwierig einem solchen Muster zu folgen. Die Unbekannten und Unsicherheiten erscheinen zu Beginn zu gross und wir suchen bzw. vermissen die (vermeintliche) Sicherheit eines Projektplanes.

Projekt und Produkte Denken gegenüber

Ich habe dazu im Internet eine interessante Darstellung gefunden welche ich gerne zeigen möchte.

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Projekt Manager und Product Manager

… die verschiedenen Werkzeuge und Sprachen.
Nur schon die Darstellung zeigt, wie unterschiedlich und grundlegend verschieden die Denkmuster der beiden “Leading Roles” in den jeweiligen Denkmustern sind.

Die Autoren des Artikels sprechen auch davon, dass der PO die Vision bildet, der PM stellt die Ausführung zur Vision sicher.

Quelle: Brainhub

Die Vorteile des Produkte-Denkens bzw. Approaches

  • Iteratives herantasten und Lernen “as we go”.

  • Erfolge mit Ziel und nicht “Liefern um jeden Preis”. Die Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung und ist intrinsisch verankert.

  • Sichergestellte Ownership, d.h. kein “Projekt-Abschluss” und “nach mir die Sintflut”. Gerade auch in Software-Entwicklung die Ownership des Codes und damit verbundene Pflege über "den Go-Live hinaus.

  • Kontinuität durch Stabilität in der Zusammensetzung der Teams. Produkteteams bleiben solange Wert geliefert werden kann. Auch nimmt die Identifikation mit dem Produkt/Thema über die zeitliche Bindung zu.

  • Finanzierung eines Teams welches einen “Bereich” verbessert und neue Innovationen einbringt. Mit dem Team auch die Sicherstellung des Knowhows und des damit verbundenen Knowledge Management.

  • Höhere Integrität der Lösung und der damit verbundenen Architektur. Der Projekt-Modus belohnt kurzfristiges Denken (es muss auf der Timeachse geliefert werden), der Produkte-Modus fördert die Nachhaltigkeit.

  • Ein Produkte-Team kann viel rasch auf Veränderungen ausgerichtet werden. Das vollständige Knowhow ist im Team und die Zusammenarbeit ist erprobt. Dadurch lassen sich auch schnellere End-to-End Zyklen im Sinne der Lieferung sicherstellen.

  • Team Motivation und Dynamik wird oft beim Produkte-Approach als Vorteil gesehen. Der Projekte Modus bring kurzfristig vermutlich eine höhere Zufriedenheit aufgrund des Fokus auf raschen Erfolg und Lieferung. Die Motivation des Produkte-Teams ist sicherlich ein zentraler Erfolgsaspekt und gewinnt über die Zeit an Bedeutung. Die Gruppe wächst zusammen. Es ist nach meiner Erfahrung wichtig, Erfolge gerade im “kontinuierlichen Delivery” zu feiern, dem Team die Möglichkeit zu geben, selber Erfolge zu zelebrieren. Zu einem gut laufenden Team zu gehören und erfolgreich zu sein ist ein riesen Motivator.

Persönlich bin ich überzeugt, dass in unserer komplexen Welt eine Wechsel zum “Produkte-Denken” stattfinden muss und in vielen Fällen nur dadurch ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden kann.

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